Erste Ludwig-Lesung im Bundestag


1987 erschütterte Waterkantgate die schläfrige Nation der Deutschen. Im Vorfeld der Wahlen in Schleswig-Holstein hatte CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel den zwielichtigen Springer-Journalisten Reiner Pfeiffer als Medienreferenten einstellen lassen und diesen mit der Denunziation, Abhörung und Überwachung des SPD-Kandidaten Björn Engholm beauftragt. Kurz vor den Wahlen aber gab Pfeiffer dem SPIEGEL ein Interview über seine Aktivitäten.

Barschel gab sein “Ehrenwort“, dass die erhobenen Vorwürfe haltlos seien, behauptete, er habe von Pfeiffers Aktivitäten nichts gewusst, trat zurück und nahm sich, als sich die Beweise gegen ihn häuften, das Leben.

Nachdem es sich ausgebarschelt hatte, prägte die gedemütigte CDU die Redewendung von der „Suche nach anderen politischen Umgangsformen“.

Im Oktober 1987 veröffentlichte der SPIEGEL meinen Leserbrief zu diesem Thema:

1991 stieß ich an einem Grabbeltisch auf Hildegard Hamm-Brüchers Buch Der freie Volksvertreter – eine Legende. Ich blätterte ein wenig darin, und ein Satz ließ mich stutzen. „Den habe ich schon mal gehört,“ dachte ich, und nachdem ich ihn nochmals gelesen hatte, „den habe ich geschrieben.“
Hamm-Brücher hatte in ihrem Buch einen Auszug der Bundestagsdebatte vom 24. November 1987 veröffentlicht, in dem die SPD-Abgeordnete Herta Däubler-Gmelin meinen Leserbrief zitiert hatte:

So hat es vier Jahre gedauert, bis ich rein zufällig von meiner ersten Lesung im Bundestag erfuhr.